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Laufbericht: Saisonausklang beim Untertage-Marathon 2012 in Sondershausen

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untertage_medaille_kleinStreckenlänge: 42,195 km (Gesamtstrecke)

Aufstieg: 1.100 HM, Abstieg: 1.100 HM (je Runde ca. 90 Höhenmeter)

Höchster Punkt: -440 Meter unter n. N.

Einstufung: sehr anstrengender Lauf Untertage

Besonderheit: Untertage Rundkurs (700 Meter Teufe) über 12 Runden; je Runde 3,47 km

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Höhenprofil (eine Runde; Höhe in Metern, Distanz in Kilometern):

hoehenprofil kl

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Untertage wie diesem (Melodie „Tage wie diese“  von den Toten Hosen)

„Untertage wie diesem, wünscht man sich nur Schnelligkeit,
Untertage wie diesem, laufen wir ne neue Zeit,
in diesem Schacht der Schächte, der uns so viel verspricht,
Erleben wir nur das Beste, und keine Sonne in Sicht.“

So sangen die Läufer vom Laufsportverein-Basel, die gemeinsam mit uns am Vorabend zum 11. Untertage-Marathon in Sondershausen in der Burg Großfurra gemeinsam am Tisch saßen, zur Melodie eines bekannten Songs der Toten Hosen. Sehr lustig! Gruß an dieser Stelle an die Baseler, um Rainer und Reto. Es hat wieder Spaß gemacht, mit euch gemeinsam am Tisch zu sitzen!

Dieses Jahr waren nur Andi und ich in Begleitung unserer Frauen nach Sondershausen angereist (Christoph hatte beschlossen mal ein Jahr auszusetzen), um eine offene Rechnung zu begleichen. Im letzten Jahr waren wir beide nach 3/4 der Marathonstrecke aufgrund von Muskelproblemen ausgestiegen. Das kann man ja nicht auf sich sitzen lassen. ;o) So ging es dieses Jahr also wirklich um Bestzeiten (wie in obigem Lied) und auch um Durchkommen.

Nach meinem durch eine Erkältung verkorksten zweiten Saisonhöhepunkt beim Frankfurt-Marathon, wollte ich wenigstens noch ein schönes Saisonende in Sondershausen haben. Zwar war ich wieder leicht erkältet – in unserer Familie waren Erkältungen im Stille-Post-Verfahren herumgereicht worden – ich fühlte mich aber besser als vor Frankfurt. Andi laborierte im Vorfeld mit einem Ziehen in der Wade und war daher vorsorglich mit Kinesio-Tapes bepflastert worden.

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Morgens nach dem Frühstück fuhren wir vom Hotel an der riesigen Halde entlang zum Brügman-Schacht, einem Kalisalz-Bergwerk, in dem in rund 700 Meter Teufe (Tiefe unter der Erdoberfläche) Salz abgebaut wird. Um Einnahmen aus fallenden Fördermengen zu kompensieren, hat man in Sonderhausen ein Untertage-Erlebnisbergwerk eingerichtet und veranstaltet dort auch mehrfach im Jahr Lauf- und Mountainbikeveranstaltungen Untertage. Vom Lauf im letzten Jahr wussten wir dieses Mal bereits, was uns erwartet: Ein knüppelharter Marathon. Rund 1.100 Höhenmeter bei 25° C Lufttemperatur und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 30%.

Nach dem Abholen der Startunterlagen reihen wir uns in die lange Warteschlange am Schacht ein. In der Aufzugshalle ist es sehr zugig. Erstläufern kann man daher nur empfehlen sich dick anzuziehen und sich erst unten zu entkleiden! Mit einem rustikalen Industrieaufzug geht es in ca. 1 1/2 Minuten 700 Meter nach unten. Unten gelangen wir in den großen Empfangsbereich, entkleiden uns, nutzen die vorhandenen Toiletten und bereiten uns auf das Rennen vor. Aufgrund der Erfahrungen des letzten Jahres habe ich meine Ausrüstung geändert: Meinen Laufrucksack habe ich dabei – mit ca. einem Liter Iso – und führe außerdem Salztabletten mit (eigentlich beknackt, Salztabletten in ein Salzbergwerk mitzuschleppen ;o)), um meinen starken Flüssigkeitsverlust kompensieren zu können. Außerdem habe ich meine neue Stirnlampe dabei, eine Lenser HR7, die bislang nur einmal bei einem kurzen Testlauf zum Einsatz gekommen ist.

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Kurz vor 10:00 Uhr stellen wir uns im Startbereich auf. Unter den Läufern ist super Stimmung – alle klatschen in Vorfreude auf den Lauf mit. Der Startschuss fällt und nach einer kurzen Einführungsrunde geht es auf die eigentliche Strecke. Aufgrund von Versatzarbeiten ist auf der Strecke aus dem letzten Jahr eine Baustelle, so dass wir in diesem Jahr auf eine kürzere Strecke geschickt werden. Diese ist 3,47 km lang, hat rund 90 Höhenmeter und ist 12 Mal zu umrunden.

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Die ersten paar hundert Meter geht es über ein welliges Profil leicht bergauf. Nach rund 700 Metern kommt ein kurzer, knackiger Anstieg von rund 100 Metern Länge. Das Läuferfeld um mich herum hat sich schon auseinandergezogen und nur ein paar Läufer sind vor und hinter mir. Die Strecke knickt im 90° Winkel nach rechts ab und mündet in den ersten steilen Abstieg. Ich denke noch, „Ui. Das sieht aber glatt aus!“. Der Gedanke ist noch nicht ausgedacht und schon setzt es mich im hohen Bogen auf den Hintern. Glücklicherweise falle ich auf einen mit Salzstaub bedeckten Streckenteil, so dass ich mich nicht wirklich verletze. Nach ein paar Verwünschungen der Art „Schei..##?!?@@@#!“ rappele ich mich schnell wieder auf, laufe los und sehe noch wie mein Laufsensor vom Schuh abfliegt. Ich drehe schnell um, sammele unter weiteren Verwüschungen obiger Art den Sensor ein und befestige ihn wieder am Schuh. Das fängt ja gut an.

Etwas vorsichtiger laufe ich das Steilstück weiter hinunter. Nach einem kleinen Anstieg laufen wir durch ein gelbes Sicherheitstor und es folgt ein weiterer steiler Abstieg. Die Strecke knickt wieder im 90° Winkel ab und es folgt die zweite Verpflegungsstelle. Es folgen einige hundert Meter mit kaum Steigung. Am Ende des langen und breiten Tunnels knickt die Strecke dann im 45° Winkel scharf nach links unten ab und ich sehe einen weiteren steilen Abstieg vor mir. Unten ist die tiefste Stelle der Runde erreicht – etwa 770 Meter unter der Erdoberfläche. Die Temperatur beträgt hier gefühlte 35° C. Schön, dass es jetzt im 90° Winkel nach rechts in den längsten Anstieg geht. Parallel zu einem Förderband kämpfe ich mich den etwa 800 Meter langen unterirdischen Hügel hinauf. Im Mittelteil lässt die Steigung kurz nach, hier scheint allerdings ein Tyranosaurus Rex seine Pranken in die Strecke gehauen zu haben – so jedenfalls sehen die Spuren quer zur Strecke aus. Jurassic Park in the dark… Stolperfalle! Auf den letzten hundert Metern Anstieg kann ich dann bereits den Moderator und die Zuschauer im Start-/Zielbereich hören. Ich renne um die Kurve, sehe Nicole und Lilli am Rand stehen und biege schon in die zweite Runde ein.

Auf den ersten Runden merke ich, dass ich ganz gut in Form bin, mir die Wärme und Trockenheit aber ordentlich zusetzt. Ich greife daher an jeder Verpflegungsstelle mindestens einen Becher Wasser ab und trinke regelmäßig aus meinem Rucksack. Während ich die ersten Runden ziemlich alleine unterwegs bin, überrunde ich in der dritten Runde die ersten Teilnehmer und die Strecke ist stellenweise ziemlich voll. Zeit kostet das allerdings nicht, da sich immer eine Lücke findet. Mein Puls ist immer am Anschlag. In den Steigungen steigt meine Herzfrequenz bis auf 185 Schläge an, in den Abstiegen sinkt sie auf ca. 170 Schläge ab. Fast wie Intervalltraining. :o) Im Start-/Zielbereich sehe ich Andi an der Strecke stehen. Er gibt mir ein Zeichen, dass er ausgestiegen ist. Mist. Offensichtlich hat die Wade nicht gehalten.

Mit steigender Rundenzahl werden meine Rundenzeiten jeweils etwas langsamer. Ich habe aber mittlerweile ein gutes Tempo gefunden und komme immer noch alle Steigungen gut hoch. Zwischen den Deckenlampen gibt es immer dunkele Streckenabschnitte und ich bin wieder froh mit Stirnlampe unterwegs zu sein. Die Lenser leuchtet wirklich super – kein Vergleich zu meiner alten Stirnlampe und den Funzeln, die viele andere Teilnehmer dabei haben.

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In Runde zehn merke ich wie mir die Distanz und die Trockenheit zusetzen. Einen richtigen Einbruch erleide ich aber nicht. Vor allem die Vorstellung in meinem Kopf, dass es nach dieser Runde nur noch zwei weitere Runden sind, gibt enormen Auftrieb. Mittlerweile greife ich an jeder Verpflegungsstelle zwei Becher Wasser ab und habe trotzdem noch einen total trockenen Hals.

In Runde elf schaffe ich es erstmals nicht, den langen Anstieg komplett durchzulaufen. Ich habe den Eindruck, dass mir duselig würde, wenn ich weiterlaufen würde. Ich bin mir auf einmal auch gar nicht sicher, ob ich tatsächlich in Runde elf bin. Im Start-/Zielbereich rufe ich Andi zu „Wie viele Runden noch?“. „Letzte Runde, da geht noch was!“ kommt als Antwort. Ich freue mich und weiß, dass jetzt nichts mehr anbrennen kann. Mit dem Gedanken „nur noch einmal“ quäle ich mich die Steigungen hinauf und hinunter. In der letzten Steigung muss ich nochmal in den Gehmodus schalten. Gemeinsam mit einem Österreicher komme ich oben an und wie laufen gemeinsam durch das Ziel. 3:38 h, Platz 25 insgesamt (von 251 männlichen Finishern) und Platz vier (von 31) in meiner Altersklasse. Ich freue mich, ärgere mich allerdings ein wenig über den vierten AK-Platz. Der Dritte war allerdings vier Minuten vorher im Ziel. Ohne Frankfurt in den Beinen wäre das vielleicht möglich gewesen, so aber eben nicht.

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Im Veranstaltungsbereich treffen wir die Schweizer Gruppe aus unserem Hotel und plaudern noch nett. Anschließend geht es mit dem Aufzug wieder nach oben, dort fix unter die Dusche und dann nach Hause. Im Kopf läuft auch einen Tag später immer noch „Untertage wie diesem“. Ein tolles Erlebnis war es wieder. Und vielleicht greift Andi im nächsten Jahr ja nochmal an. Dann kann ich ihn ja nicht alleine lassen! ;o)

Mit einer 175er Durchschnittsherzfrequenz war ich sicher ziemlich am Anschlag. :o) Von allen bisher gelaufenen Läufen (inklusive der 4-Trails-Etappen) hat meine Polar Software mit 880 den höchsten Belastungsindex ausgerechnet und einen Energieverbrauch von 5.170 kcal ermittelt. Durch die trockene Luft und die relativ hohe Temperatur ist der Untertage-Lauf schon etwas besonderes und gehört mit seinen „nur“ 1.100 Höhenmetern trotzdem in die Kategorie „harter“ Lauf. Für alle Interessierten hier noch das Diagramm aus meiner Trainingssoftware.

hf kl

Abschließend noch ein paar Worte zur Ausrüstung:
Den Laufrucksack mitzunehmen war eine super Entscheidung. Würde ich sofort wieder machen, da ich so auch ausreichend Flüssigkeit zwischen den Verpflegungsstationen hatte und in den Taschen Platz für Gel und Salztabletten war. Im Gegensatz zum letzten Jahr, in dem ich richtig Gewicht verloren hatte, zeigte die Waage zu Hause nur ein Kilogramm weniger Körpergewicht an als normal.

Als Schuh würde ich eher auf den Salomon Speedcross wechseln oder meinen Asics Fuji Trainer anziehen als nochmal den genutzten Asics DS Trainer.

Und zur neuen Streckenführung:
Die neue Streckenführung kam mir lauftechnisch entgegen, da die Steigungen laufbarer waren. Gleichzeitig war die Versorgungsdichte höher, weil die Verpflegungsstationen näher zusammen waren als im letzten Jahr. Somit würde ich den Lauf durch die neue Strecke geringfügig leichter einstufen. Nachteilig habe ich es empfunden, dass man eigentlich immer andere Läufer im Sichtfeld hatte. Auf der längeren Strecke war es einsamer, was der Atmosphäre etwas besonderes gegeben hatte.

Spezieller Dank gilt meiner Frau: a) für die Begleitung, b) für die tollen Fotos und c) dass sie diesen Irrsinn duldet… :o)

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