Schlagwort-Archive: Landschaftslauf

Laufbericht Hollenlauf-Marathon 2014

Hollenlauf-Marathon 2014: 42 km Strecke, 1.100 HM

In der Vorbereitung für den Zugspitz-Ultratrail (ZUT) fehlte dieses Jahr noch das Salz in der Suppe, da der Rheinsteig-Extremlauf mangels Organisationsteam dieses Jahr abgesagt wurde und auch zeitlich nicht so gut in die Vorbereitung gepasst hätte. Also habe ich mich relativ spontan für den Hollenlauf entschieden, den ich eh schon länger auf der Agenda hatte.

Nach kurzer Rücksprache mit der Sportklinik, ob die Marathondistanz mit meinem Trainingsplan vereinbar wäre, bin ich dann am 10.05. um 5:00 Uhr aufgestanden, um Richtung Schmallenberg/Bödefeld aufzubrechen: Von Herscheid aus ca. 1 Stunde 15 Minuten Fahrt gen Osten, ins Hochsauerland. Laufbericht Hollenlauf-Marathon 2014 weiterlesen

P-Weg-Ultramarathon 2013 Laufbericht

P-Weg-Ultra 2013: 74 km Strecke, 1950 HM

00 L73 Hoehenprofil 2013

Nach vielen Marathon- und zwei Alpenetappenläufen „fühlte“ ich mich dieses Jahr dazu bereit, meinen ERSTEN langen Ultramarathon anzugehen. Dazu kam als gebürtiger Plettenberger und P-Weg-Mitorganisator natürlich nur der P-Weg-Ultra in Frage. Umso besser, dass dieser durch eine Streckenänderung in diesem Jahr noch ein paar km länger war und mehr Höhenmeter im Sack hatte und damit erstmalig zwei Qualifikationspunkte für den Ultra-Trail du Mont-Blanc einbrachte. Doch dazu später mehr.

So viel vorab: Geschafft habe ich es! Doch wie ist es mir ergangen? Lest dazu den folgenden Laufbericht! P-Weg-Ultramarathon 2013 Laufbericht weiterlesen

Rheinsteig-Extremlauf 2013, 34 km mit 1200 HM

Streckenlänge: 34 km

Aufstieg: 1200 HM, Abstieg: 1150 HM

Einstufung: schöner, aber sehr anstrengender Landschaftslauf

Besonderheit: überwiegend Trail!

Fotos: Michaela Claus, Matthias Gau und Eventfotografie24.de! Vielen Dank!

Punkte

Höhenprofil (Höhe in Metern, Distanz in Kilometern):

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Punkte

Extremlauf extrem

Der Rheinsteig-Extremlauf ist mit 34 km und 1.200 Höhenmetern nichts für Untrainierte und fordert generell schon ein paar Körner von seinen Teilnehmern ab. Dieses Jahr allerdings war ein besonderes Jahr und der Zusatz Extremlauf hat eine neue Bedeutung bekommen.

Da der Wonnemonat Mai in Nordrhein-Westfalen sprichwörtlich ins Wasser gefallen war und auch die Vortage zum Rheinsteig-Extremlauf durch häufige und ergiebige Niederschläge geprägt waren, hatten die Veranstalter wenige Tage vor dem Lauf bereits auf sehr matschige Streckenverhältnisse hingewiesen. Der Lauf sollte dennoch stattfinden. Aus meinem jugendlichen Leichtsinn heraus dachte ich noch: „Vor drei Jahren hat es doch auch geregnet. Schlimmer wird es schon nicht werden.“. Doch es kam anders:

rhex matsch klein 

Der Wetterbericht der einschlägigen Wetterdienste sollte ausnahmsweise Recht behalten und nach einem zwar kalten, aber sonnigen Samstag setzte in der Nacht zum Sonntag ergiebiger Dauerregen ein. Nachdem ich mich um 4:30 Uhr aus dem Bett gequält und gefrühstückt hatte und der Blick ins Regenradar auch wenig Hoffnung auf besseres Wetter machte, war bereits die Anfahrt nach Bonn von daumendickem Regen geprägt. Bei der Ankunft 8°C Lufttemperatur. Super… Nachdem ich schnell die Startunterlagen im Telekom-Campus eingesammelt hatte, machte ich mich auf den Weg zur Insel Grafenwerth in Bad Honnef, um das Auto am Ziel zu parken. Mit dem Bummelzug und vielen Sportlern ging es dann zurück zum Start nach Bonn.

Ich hatte mich bereits während der Fahrt dazu entschlossen mit meiner Marmot „Regenjacke“ zu laufen; dazu kurze Hose mit Kompressionsstulpen und den Salomon Sense Mantra als Schuh. Auch meinen Rucksack mit Getränken hatte ich zu Trainingszwecken für die 4-Trails auf den Rücken geschnallt.

Ich war überrascht wie viele Teilnehmer sich bei dem Wetter nach Bonn begeben hatten! Ich hätte mit deutlich mehr Verweigerern gerechnet. Im Startbereich hatte ich einen netten Plausch mit Christian, den ich bereits aus dem letzten Jahr kannte, und der auch mein regelmäßiger Wegbegleiter während des Laufs sein sollte.

rhex start klein

Pünktlich um 8:00 Uhr fiel der Startschuss. Fast wären alle geradeaus gelaufen und nur beherzte Rufe der Streckenposten brachten uns nach links, in die richtige Richtung, auf die Strecke. Ich hatte mich weit vorne einsortiert und musste nicht wie im letzten Jahr das halbe Feld überholen. Nach dem kurzen Stück Bonner Straßen zum „Einrollen“ ging es in den ersten Anstieg und über glitschige Treppen. Hmm. Irgendwie fühlte ich mich jetzt schon komisch. Sollte ich tatsächlich einen schlechten Tag erwischt haben? Die Trainingsform der vergangenen Wochen war doch so gut gewesen?!

Oben angekommen, war im anschließend welligen Profil leichtes Verschnaufen angesagt. Bereits hier war der Zustand der Strecke zu erkennen. Durchgehend Matsche, immer wieder Pfützen, rutschige Wurzeln. Heute war also aufpassen angesagt.

Bei den Weinbergen von Dollendorf zeigte sich ein wenig das Rheinpanorama unter stark verhangendem Himmel und stetigem Regen. Kurz genießen, denn nach ein paar Kilometern würde der fiese Anstieg zum Petersberg kommen.

rhex petersberg kleinBeim Anstieg zum Petersberg hatte sich das Feld bereits weitgehend sortiert und ich war mehr oder weniger alleine unterwegs. Der Anstieg fiel mir total schwer und ich musste die letzten 200 Meter in den Spaziergängermodus schalten, was ich mir zu dem Zeitpunkt nicht wirklich erklären konnte. Das Flachstück, um die ehemalige Residenz des Bundes herum, konnte ich nutzen, um die Herzfrequenz wieder zu stabilisieren. Es schüttete wie aus Eimern und bei dem feuchtkalten Wetter taten mir die Helfer an den Verpflegungsstationen wirklich Leid. Wir durften uns immerhin bewegen…

Der folgende Abstieg vom Petersberg hatte es wirklich in sich. Mocke total. Obwohl der Salomon Sense Mantra eigentlich schon gut auf Matsch läuft, musste ich zwischenzeitlich einige akrobatische Einlagen bringen, um nicht der Länge nach in selbigem zu landen. Naja, schult die Koordination… :o) Bei dem Matsch wäre ein Snowcross die bessere Wahl gewesen.

Ein Streckenposten wieß uns plötzlich um eine scharfe Linkskurve und sagte „Achtung matschig!“. Ich dachte noch „Ach, ist ja mal was Neues?!“. Aber er hatte Recht… Die folgenden 20-30 Meter ging es durch mehr als knöcheltiefen Matsch, der mit ein paar Mal fast die Schuhe vom Fuß saugte. Spätestens jetzt waren auch die Zwischenräume der Zehen komplett nass…

Während des Laufs wechselte sich starker Regen von oben mit starkem Regen von der Seite, starkem Regen von links oder rechts und auch mal mit starkem Regen von hinten ab. Zwischenzeitlich gab es auch mal leichten Regen. Aber keinen oder warmen Regen gab es nie. Ich fühlte mich irgendwie an Forrest Gump erinnert, allerdings hörte der Regen beim Rheinsteig nicht auf…

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Der Drachenfels musste wie im letzten Jahr immer noch linksseitig umlaufen werden. Nach dem Anstieg wurden wir oben mit einer grandiosen Nichtsicht belohnt. Dichte Nebelsuppe, ca. 50 Meter Aussicht und gefühlte 7° C. Die armen Streckenposten. Vom Drachenfels ging es über meine Lieblingstrails wieder hinunter Richtung Rhein. Hier war erhöhte Aufmerksamkeit angesagt, die Treppenstufen waren sauglatt und der Trail selbst war… matschig. Hatte ich schon erwähnt, dass es matschig war?! Auch hier konnte man bei vielen Teilnehmern wieder kurze Akrobatikeinlagen bestaunen…

Ich fühlte mich ziemlich platt, bekam die Herzfrequenz gar nicht mehr richtig hochgezogen und hatte eine Zeit unter 3:00 Stunden schon lange abgeschrieben. Der Anstieg zur Löwenburg hinauf gab mir den Rest. In den steilen Stücken musste ich wieder in den Spaziergängermodus, fühlte mich total kraftlos und hatte das Gefühl, dass ich nicht vernünftig die Spur halten könnte. War ich froh als ich den längsten Anstieg des Tages geschafft hatte!

Von der Löwenburg aus ging es flotten Schrittes hinab ins Schmelztal. Letztes Jahr hatte ich hier superdicke Waden. Dank meiner Kompressionsstulpen spürte ich dieses Jahr nichts dergleichen. Unten überquerte ich schnell die Straße und begab mich in den letzten längeren Aufstieg des Tages. Als ich endlich – mal wieder im Spaziergängermodus – am Ende des Trampelpfads angekommen war und fast auf den Waldweg kam, hatte mich Christian von hinten wieder eingeholt. „Komm Sebastian, lass gehen“. „Hast ja Recht!“. Ich habe mich nochmal aufgerafft und mich die welligen Kilometer von ihm ziehen lassen.

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Dann kam der Abstieg durch die Schneise. Dieser ist schon bei normalem Wetter technisch anspruchsvoll. Ich war gespannt wie der dieses Jahr aussehen würde. Die Schneise hatte sich in einen Bach verwandelt! Da die Schuhe eh schon leicht feucht waren, lohnte es sich nicht, dem Bach auszuweichen. Die laufbarste Strecke führte nämlich zufällig genau durch den Bach. Also: Ab durch die Mitte. Schon sehr spaßig… :o)

Unten angekommen ging es dann die letzten Kilometer über Asphalt durch Bad Honnef. Hier fing Christian an zu schwächeln: „Ohhh, meine Waden!“. „Komm, lass gehen! Jetzt laufen wir zusammen zu Ende!“.  „Den da vorne kannst du noch schnappen!“. „Egal, auf den Platz kommt es auch nicht an.“. Wir sind dann gemeinsam durch Bad Honnef, die dämliche Überführung hoch, auf die Insel Grafenwerth und zusammen ab ins Ziel: „Da kommt das erste Duo des Tages!“.

rhex ziel kleinPlatz 28 ist es in 3:08 Stunden geworden. Gemeinsamer 4. Platz in der AK 35. Und ich war schnellster Läufer mit Rucksack. ;o) Nicht so gut wie letztes Jahr, aber doch ganz brauchbar.

Da es immer noch kübelte, habe ich mich nicht lange im Ziel aufgehalten, sondern bin ins Auto und mit Heizung auf „High“ nach Hause gefahren. Abends hatte ich bereits Kratzen im Hals und eine laufende Nase, die nächsten zwei Tage Fieber. Jetzt hatte ich auch die Erklärung für mein „Formloch“ in den Anstiegen…

Abgesehen von der doofen Erkältung, die ich offensichtlich schon während des Wettkampfs im Körper hatte, war es wieder ein geniales Rennen – trotz oder vielleicht gerade wegen des markanten Wetters. Wer nicht zum RHEX fährt, der ist wirklich selber Schuld!

Für Interessierte: Anbei noch die Diagramme aus meiner Polar RS800CX RUN. Rot = Herzfrequenz, dunkelrot = Höhe, blau = Pace.

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Rheinsteig Extremlauf 2012, 34 km mit 1200 HM

Streckenlänge: 34 km

Aufstieg: 1200 HM, Abstieg: 1150 HM

Einstufung: schöner, aber sehr anstrengender Landschaftslauf

Besonderheit: überwiegend Trail!

Punkte

Höhenprofil (Höhe in Metern, Distanz in Kilometern):

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Punkte

Der Rheinsteig-Extremlauf führt über die Wege des Rheinsteigs von Bonn-Rammersdorf über die Höhen des Siebengebirges bis auf die Insel Grafenwerth in Bad Honnef. Eine tolle Strecke, mit 34 km und 1.200 Höhenmeter, die hauptsächlich über Naturwege und Trails führt. Der Lauf gehört in NRW zweifelsfrei zum Besten, was man laufen kann, daher ist das letzte Wochenende im Mai in meinem Kalender bereits fest für den Rheinsteig-Extremlauf reserviert!

Durch einen Trainingsplan der Sportklinik-Hellersen hatte ich meine Zeit 2011 von 3:45 h auf 3:11 h verbessern können. Dieses Jahr war mein Trainingsplan noch ein wenig „biestiger“, da ich mich auf den Alpen-Etappenlauf 4-Trails vorbereite. Die Trainingszeiten und ein 10 km Testwettkampf deuten für den Rheinsteig-Extremlauf auf eine Zeit von unter 3:00 h hin. Ich bin also gespannt, was tatsächlich umsetzbar ist.

Dieses Jahr bin ich bereits 4:30 Uhr aufgestanden, um nicht wieder mit dem letzten Zug zum Start zu rollen, sondern etwas stressfreier im Startbereich anzukommen… Nach einem kohlenhydratreichen Frühstück geht es also nach Bonn-Rammersdorf zum Start, um die Startunterlagen abzuholen, dann zum Ziel auf die Insel Grafenwerth in Bad Honnef, um das Auto fix abzustellen und von dort geht es mit dem Zug zurück zum Start.

Das Wetter ist perfekt. Morgens um kurz vor acht Uhr sind es ca. 14 Grad. Bleibt zu hoffen, dass es nicht zu schnell warm wird. Aber die Verhältnisse sind ja für alle gleich.

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Foto: Eventfotografie24.de

Ich genieße noch die Atmosphäre im Startbereich und begebe mich kurz vor 8:00 Uhr zur Startaufstellung. Ich hatte mir vorgenommen mich weit nach vorne zu stellen, um nicht wieder so viele Läufer überholen zu müssen wie im letzten Jahr. Da es auf einmal aber schnell gehen muss, stellen sich leider viele langsamere Läufer vor mich, so dass wieder Überholerei auf den ersten Kilometern angesagt ist…

start klein

Foto: Eventfotografie24.de

Auf dem kurzen Stück Straße habe ich die meisten Läufer überholt, die eigentlich weiter nach hinten gehört hätten. Im ersten Anstieg über Treppen und das anschließend wellige Profil kassiere ich nochmal einige Läufer und das Feld dünnt schon erstaunlich stark aus. Das wellige Profil ist gut, um die eigene Tagesform und das Tempo auszuloten. Wie im letzten Jahr achte ich wieder darauf, auch in den Anstiegen nicht deutlich über 180 Schläge in der Herzfrequenz zu kommen.

Toll ist immer wieder das Stück längs die Weinberge von Dollendorf, das einen herrlichen Ausblick in das unterhalb liegende Rheintal bietet. Bei den Weinbergen weiß ich schon, dass es jetzt nicht mehr weit bis zum Einstieg in den Anstieg zum Petersberg ist. Im Vergleich zum letzten Jahr laufe ich den gesamten Anstieg durch und komme oben mit 183 Schlägen/min auch auf die höchste Herzfrequenz des gesamten Laufs. Das kann man auf dem Foto neben der ehemaligen Staatsgäste-Residenz des Bundes auch sehen… An der Verpflegungsstation bekomme ich Wasser mit Kohlensäure. Welcher Scherzkeks hat sich das den ausgedacht?!

Am Petersberg

Offensichtlich habe ich noch nicht wieder genug Blut im Gehirn und biege fast falsch ab. Ein freundlicher Mitläufer kann mich gerade noch von meinem Irrweg abhalten. Von der Spitze des Petersbergs folgt ein schönes Trailstück bergab. Die Herzfrequenz stabilisiert sich schnell und ich lasse es richtig krachen. Mittlerweile ist es ziemlich einsam um mich herum geworden und nur auf langen Geraden kann ich noch Läufer vor und hinter mir sehen. Scheinbar habe ich mich wieder ziemlich weit nach vorne gearbeitet.

Auf den Geisberg und den Drachenfels komme ich wieder sehr gut hinauf. Beim Drachenfels gibt es aufgrund eines Felssturzes dieses Jahr eine andere Streckenführung, die links um die Spitze führt. Der Anstieg über einen Fußweg ist noch anstrengender als die „normale“ Variante und gipfelt in einer Steigung von gefühlt 30-35%. Über die Straße zum Drachenfels geht es in diesem Jahr anschließend bergauf zu einem Wendepunkt und dann wieder ein Stück die Straße bergab zu einem alternativen Einstieg in den Drachenfels-Trail. Die Läufer, die mir auf dem Wendepunkt-Abschnitt entgegenkommen, sehen genauso angestrengt aus wie ich. Also: Alles gut… :o)

Der Drachenfels-Trail ist herrlich. Technisch anspruchsvoll, mit Steinen und Wurzeln übersäät, ist das genau mein Ding! Im Bergabstück merke ich meine Waden allerdings schon ziemlich. Ob die Asics Fuji Racer doch für mich zu hart für längere Distanzen sind? Ich habe die Schuhe angezogen, um genau das auszutesten.

Nach dem Abstieg vom Petersberg folgt mit 300 Höhenmetern der längste Anstieg des Tages hinauf zur Löwenburg. Hier kassiere ich nochmal zwei Läufer. Als ich schnaufend oben auf dem Wirtschaftsweg ankomme ruft mir ein Streckenposten zu, dass ich auf Platz 13 liege. Was? So weit vorne? Ich dachte ich würde zwischen Platz 20 und 30 liegen. Die drei Stunden müssten eigentlich noch drin sein. Aktuell liege ich zwar ziemlich genau auf drei Stunden-Kurs, die folgenden langen Abstiege haben aber noch Potenzial wieder wertvolle Sekunden rauszuholen!

Mittlerweile ist es mächtig warm geworden und ich schnappe mir an der Verpflegungsstelle wieder zwei Wasserbecher. Einen für mich und einen für meinen Kopf… ;o)

Kurz vor der Himmerichbahn

Von der Löwenburg folgt der lange und steile Abstieg ins Schmelztal. Ich höre meine Waden schreien: „Stop, es reicht!“. Nee Jungs, ein Stück müsst ihr noch… Unten angekommen kreuze ich die Straße und quäle mich den Gegenhang zum Himmerich hoch. Wie im letzten Jahr schaffe ich es nicht, den Anstieg komplett zu laufen, sondern mache etwa 150 Meter vor dem Wirtschaftsweg schlapp und muss ein Stück gehen. Prompt werde ich von zwei Mitstreitern überholt, die offenbar bessere Grundlagen haben als ich. Auf dem Wirtschafsweg hänge ich mich an einen der beiden dran und kämpfe mich bis zum Fotografen vor, der den Einstieg in die „Rinne“ markiert, den steilsten und technisch anspruchsvollsten Abstieg beim Rheinsteig-Extremlauf. Nochmal volle Konzentration, denn ein Sturz wäre hier sehr schmerzhaft.

Als ich unten angekommen bin, folge ich der Asphaltstraße Richtung Bad Honnef. Nach einem kurzen Gegenanstieg komme ich an die letzte Verpflegungstation. Schnell noch einen Becher Wasser auf die Rübe und dann vorbei an den Schrebergärten hinab ins Rheintal. Von hinten kommt ein Niederländer mit geschätzten 3:30 min/km angeflogen und ruft mir ein „Allee! Finish“ zu. Ich kann seiner Aufforderung aber nicht mehr folgen und laufe mein eigenes Tempo weiter. Ich müsste jetzt also auf Platz 16 liegen.

In Bad Honnef biege ich mangels Streckenmarkierung einmal fast noch falsch ab, werde aber von freundlichen Anwohner „gerettet“! Endlich kommt die Unterführung und ich weiß es, jetzt kommt mein Freund, die Brücke über die Eisenbahnlinie. Ein paar Jungs rufen mir zu: „Ist nicht mehr weit!“. Ich antworte „Zum Glück!“ und quäle mich den spiralförmigen 10-Höhenmeter Anstieg der Brücke hoch. Über die zweite Brücke geht es auf die Insel Grafenwerth. Ich biege nach rechts auf die Zielgerade ab. Weder vor noch hinter mir sind Läufer zu sehen. Zu einem richtigen Spurt kann ich mich daher nicht mehr aufraffen. Lediglich die letzten Meter gebe ich nochmal Gas als ich die 2:55 auf der Zeitanzeige ticken sehe.

Zieleinlauf

Im Ziel werde ich als Sebastian Tengler „von irgendeinem Weg-Team“ angekündigt. „Vielleicht kann er uns gleich erzählen, was es damit auf sich hat“. Nach zwei Bechern Wasser und einer kurzen Verschnaufpause habe ich dann ein wenig Werbung für den P-Weg gemacht. Mit 2:55:52 h bin ich als 16. von rund 300 Finishern und als 4. der Altersklasse M35 ins Ziel gekommen. 16 Minuten schneller als im letzten Jahr und die beste Platzierung, die ich jemals bei einem Wettkampf hatte! Mal sehen, wo die Reise mit Trainingsplan noch hingeht. Ich denke allerdings, dass ich langsam an der Grenze der Steigerungsmöglichkeiten ankomme.

Der Rheinsteig als Formtest macht Mut für die 4-Trails. Die Formentwicklung mit dem diesjährigen Trainingsplan ist super. Eine weiter Erkenntnis: Die Asics Fuji Racer lasse ich bei den 4-Trails zu Hause und werde etwas weichere Schuhe mitnehmen. Ich habe auch einen Tag nach dem Lauf Waden wie Beton. Ansonsten fühlen sich alle Muskeln gut an.

Was bleibt zu sagen?

Ich komme nächstes Jahr auf jeden Fall wieder und bringe vielleicht noch ein paar Freunde aus dem Sauerland mit! Danke an die Rheinsteig-Organisation für diesen tollen Lauf!

Fotos: Eventfotografie24.de

Für Interessierte: Anbei noch die Diagramme aus meine Polar RS800CX RUN. Rot = Herzfrequenz, dunkelrot = Höhe, blau = Pace.

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Rheinsteig Extremlauf 2011, 34 km mit 1200 HM

Streckenlänge: 34 km

Aufstieg: 1200 HM, Abstieg: 1150 HM

Einstufung: schöner, aber sehr anstrengender Landschaftslauf

Besonderheit: überwiegend Trail!

Punkte

Höhenprofil (Höhe in Metern, Distanz in Kilometern):

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Punkte

Der Rheinsteig-Extremlauf führt über die Wege des Rheinsteigs von Bonn-Rammersdorf über die Höhen des Siebengebirges bis auf die Insel Grafenwerth in Bad Honnef. Eine tolle Strecke, mit 34 km und 1.200 Höhenmeter, die hauptsächlich über Naturwege und Trails führt. Sehr empfehlenswert.

Letztes Jahr bin ich durch Zufall beim Stöbern auf den Rheinsteig-Extremlauf gestoßen. Interessantes Höhenprofil, also anmelden. :o) Bei feuchtem Wetter bin ich letztes Jahr 3 Stunden 44 Minuten gelaufen. Grund genug, den Lauf dieses Jahr erneut zu laufen und die Zeit zu verbessern. Vielleicht schaffe ich unter 3 Stunden 30 Minuten?

Also: Um 05:00 Uhr aufstehen, kohlenhydratreiches Frühstück, ab ins Auto und mit einem 145er Schnitt über die Autobahn ab nach Bonn. Ob das ein gutes Omen ist? ;o) In Bonn Rammersdorf habe ich noch schnell die Startunterlagen abgeholt, dann das Auto auf der Insel Grafenwerth in Bad Honnef abgestellt und bin dann mit dem letztmöglichen Zug zurück nach Bonn Rammersdorf gefahren. Etwa 10 Minuten vor Rennbeginn bin ich am Start und warte in nervöser Anspannung.

Aufgrund der Trainingszeiten, die ich aus meinem neuen Trainingsplan der Sportklinik Hellersen gezogen habe sortiere ich mich im vorderen Drittel des Felds ein. Mal schauen was geht. Der Rheinsteig Extremlauf wird ein Test für den im Juli anstehenden Swissalpine-Marathon, meinem ersten Alpen-Marathon.

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Foto: Michaela

Der Startschuss fällt, und wir laufen auf direktem Wege aus Bonn heraus, um möglichst schnell in den Wald zu kommen. Hier folgt direkt der erste Anstieg und ich überhole viele Läufer. Bin ich zu schnell? Eigentlich nicht, die Herzfrequenz liegt im Rahmen. Bei der Treppe, an der ich letztes Jahr ziemlich im Stau stand, staut es sich dieses Mal gar nicht?! Komisch.

Die nächsten Kilometer haben eher ein welliges Profil und die Anstiege nur eine moderate Länge. Ein Stück des Weges führt oberhalb eines Weinbergs entlang. Hier hat man einen tollen Blick auf eine Rheinschleife! Bergauf achte ich darauf, dass ich nicht deutlich über 180 Schläge in der Herzfrequenz komme. Mir fällt immer mehr auf, dass kaum Leute um mich herum sind. Jetzt geht mir ein Licht auf: Ich laufe viel weiter vorne im Feld als sonst. Hat der Trainingsplan schon so viel gebracht?!

Vom letzten Jahr kann ich mich noch daran erinnern, dass jetzt der erste knackige Anstieg zum Petersberg folgt. Die moderate Steigung wird immer steiler und gipfelt erst kurz vor dem Gipfel… Ich kann den gesamten Anstieg gut hochlaufen und gehe lediglich die letzten paar Meter unterhalb des Hotels Petersberg, um die Herzfrequenz nicht zu überdrehen. Oben geht es einmal um die ehemalige Staatsgäste-Residenz des Bundes herum.  Es folgt ein schönes Bergabstück. Ich liebe es, schnell auf Trampelpfaden bergab zu laufen. Ich überhole wieder einige Läufer und mache Plätze gut.

Auch den Geisberg und den Drachenfels komme ich sehr gut hinauf. Beide offenbaren oben tolle Panoramablicke ins Rheintal. Eigentlich viel zu schade, dass man hier so vorbeihetzt. Grund genug, hier nochmal zum Wandern hinzukommen.

Der Drachenfels hat durch die Fertigstellung der Drachenfelsbahn eine neue Streckenführung, die mir besser gefällt als im letzten Jahr. Oben am Drachenfels gibt es ein reichhaltiges Kuchenbuffet. Ich verzichte aber lieber zu Gunstens eines „leckeren“ Gels. Da weiß ich besser, dass ich es vertrage. Am Fuße des Drachenfels steht ein Kilometerschild. Hui, wie schnell bin ich denn unterwegs?! Wenn ich das Tempo halten kann, dann reicht das für eine 3 Stunden 15 Minuten bis 3 Stunden 20 Minuten!

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Foto: Michaela

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Foto: Eventfotografie24.de

Es folgt der nicht enden wollende Anstieg zur Löwenburg. Ich überhole einige Läufer, aber auch von hinten höre ich ein paar Schnaufer herankommen. Ein wenig kann ich noch zulegen und erhöhe das Tempo. Endlich kommen wir oben auf dem eben verlaufenden Wirtschaftsweg an. Gemeinsam mit den Schnaufern laufe ich zum Verpflegungspunkt, schnappe mir ein paar Getränke und laufe von dannen. Es folgt ein brutales, langes Bergabstück. Ich habe viel Bergablaufen trainiert und kann hier richtig Gas geben.

Unten im Schmelztal angekommen geht es über eine Straße, an irgendeinem Sammelbecken vorbei und direkt wieder sehr steil bergauf in den nächsten Hang hinein. Hier sind für mich ein paar Meter gehen angesagt, da ich mit dieser Steigung nicht mehr klar komme. Den Rest des welligen Profils kann ich wieder laufen. Auch oben auf dem Wirtschaftsweg bin ich noch erstaunlich gut in Form und überhole erneut einige Läufer, von denen einige mit Krämpfen kämpfen. Endlich kommt der Fotograf und ich weiß, dass es jetzt rechts steil einen Weg/Abhang (?) hinuntergeht. Wenn jetzt nichts mehr schief geht, dann müssten die 3 Stunden Minuten 20 locker drin sein. Vielleicht schaffe ich sogar 3 Stunden 15 Minuten?!

Ich lasse es also nochmal richtig krachen, kämpfe mich über die letzten Wellen und stürze so schnell es geht an Schrebergärten vorbei hinab Richtung Bad Honnef. Der Puls bewegt sich langsam aber sicher Richtung Anschlag. Die letzten paar Kilometer müsste ich das aber noch durchhalten. Ein Verfolger sitzt mir direkt im Nacken. Das gibt noch zusätzlichen Ansporn… Durch Nebenstraßen von Bad Honnef geht es mal links mal rechts ab Richtung Rhein hinunter. Als es unter einer Unterführung hindurch geht, weiß ich, was als nächstes kommt: Eine ätzende Brücke über die Bahnlinie, auf die man über einen spiralförmigen Anstieg hinauflaufen muss. Das tut weh. Wäre das nicht anders zu lösen gewesen?! ;o) Mein Verfolger ist nur knapp 20 Meter hinter mir. Also: Nochmal alles geben, es ist nicht mehr weit.

Vor mir liegt bereits die Insel Grafenwerth. Ich überquere die letzte Brücke, komme auf der Insel an und biege nach rechts auf die mehrere hundert Meter lange Zielgerade ein (das Ziel sieht man noch nicht, es liegt hinter einer Kurve). Ich gebe nochmal alles und gehe mit dem Puls an den Anschlag. Ohne einen Platz zu verlieren erreiche ich das Ziel. Wahnsinn: 3 h 11 m 59 s, Platz 41 Männer, Platz 44 insgesamt – von insgesamt 329 Teilnehmern. So weit vorne war ich noch nie platziert. Unglaublich, was Training mit einem zielgerichteten Trainingsplan bewirken kann. :o)

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Foto: Eventfotografie24.de

Der Rheinsteig-Extremlauf gehört zweifelsohne zu einem der schönsten Landschaftsläufe. So viel Trailanteil findet man sonst nur ganz selten! Bleibt zu hoffen, dass dieser Lauf noch viele Male stattfinden wird und sich zu einer festen Größe im Laufkalender etabliert. Ich bin auf jeden Fall wieder dabei!

Für Interessierte: Anbei noch die Diagramme aus meine Polar RS800CX RUN. Rot = Herzfrequenz, dunkelrot = Höhe, blau = Pace.

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