4-Trails, Etappe 4, Laufbericht und Fotos

Lang, länger, Etappe 4

Die vierte Etappe der 4-Trails wird auch als Königsetappe bezeichnet: Über 2.800 Höhenmeter im Aufstieg und über 1.800 Höhenmeter im Abstieg. Wer mal eine Bergwanderung mit 1.000 Höhenmetern gemacht hat, der wird wissen, wie anstrengend das bereits ist… Ich hatte entsprechend gehörig Respekt vor der Etappe, speziell mit den drei zurückliegenden Etappen in den Beinen.

Aufgrund des frühen Starts war 4:30 Uhr aufstehen angesagt. Teufelchen auf der rechten Schulter: „Sebastian bleib liegen, es geht doch nur um ein Finisher-Shirt! Dir tut doch alles weh!“; Engelchen auf der linken Schulter: „Quatsch, du willst doch jetzt wohl nicht aufgeben?!“. Stimmt. Aufgeben kommt nicht in die Tüte. Aber mein Körper fühlte sich wieder an als wäre ich unter einen Trecker gekommen, aber dieses Mal vorwärts und rückwärts… ;o)

Schnell Tasche und Rucksack vorbereiten, ab zum Frühstück und dann mit dem Bus zum Start!

Punkt sieben Uhr ging es los. Ein Kilometer war uns zum warmrollen gegönnt worden, dann begann der 1.600 Höhenmeter Aufstieg zum Fisser Joch. Erst folgten wir einer Straße, dann einem Forstweg und schließlich einem Trail. Im Gegensatz zu den ersten Etappen war dieser Aufstieg soweit sehr erträglich, da die Steigung für 4-Trails-Verhältnisse nur „moderat“ war.

Der Trail bog irgendwann um eine Ecke und was sah ich? Eine Skipiste. Aarghh! Mit moderater Steigung hatte es sich dann erledigt, Besprechungen der Teilnehmer wurden mangels Luft eingestellt und wir quälten weiter und weiter Richtung Fisser Joch hinauf. Kurz vor dem Gipfel gipfelte die Steigung dann in gefühlten 50%. Almkuh müsste man sein, die sind das wenigstens gewöhnt… ;o)

Endlich kam die Verpflegungsstation in Sicht und das Fisser Joch war erreicht. Schnell ein paar Melonen eingeworfen UND Trinkblase aufgefüllt. Da der Gipfel mitten in dichter Wolkensuppe hing, habe ich mich schnell wieder auf den Weg gemacht, da es relativ frisch war. Was folgte waren Trails wie aus dem Bilderbuch. Hoch, runter, Steine, Bäche und richtig viel Mocke! Spaß pur.

Beim Vorbeilaufen an den Sportografen habe ich dann einer bereitstehenden Kuh mal ein paar Hörner gezeigt. Wird sicher ein lustiges Foto. ;o) Und direkt im Anschluss hat mich der Gripmaster mit seiner Steady-Cam beim Bergablaufen verfolgt – vielleicht schaffe ich es ja wieder in den Film des Tages. Wie toll die Filme werden, könnt ihr euch hier einmal anschauen (vom letzten Jahr): 4-Trails Film.

Irgendwann führte die Strecke dann an der Kölner Hütte vorbei. Ich nehme an, dass das ein Drehkreuz des Skigebiets Serfaus/Fiss/Ladis ist. Nach lächerlichen 500 Höhenmetern durften wir dann direkt wieder schöne Trails hinuterbügeln, allerdings nur dann, wenn man vorher unter „der Schranke“ hindurch kam. Schon einmal versucht mit Etappenlauf-Oberschenkeln die Beine auseinander zu machen?! Zu allem Überfluss roch meine Hand, die ich kurz zum aufstützen brauchte, anschließend nach Kuhsch….

Nach der kurzen bergab-Passage ging es dann zum Arezzjoch hinauf. Links und rechts des Weges konnte man immer wieder mal Murmeltiere pfeifen hören, die sich vermutlich über den unerwarteten Besuch im Sommer gewundert haben. Kurz vor dem Joch konnte dann noch einmal verpflegt werden und dann ging es in das Zwischenstück am Hexensee vorbei Richtung Ochsenscharte, dem höchsten Punkt der 4-Trails mit 2.787 Metern.

Die Trails waren hier sehr anspruchsvoll, da es immer wieder durch Blockhalden ging und mehr klettern und vorsichtig gehen als laufen angesagt war. Schließlich kamen wir in den Bereich der Strecke, in dem die Schneefelder waren. Da Laufschuhe nicht sonderlich hoch sind, war nicht nur ich im Schneefeld, sondern anschließend das Schneefelder auch in meinem Schuh… ;o) Ganz schön kalt, so Schnee… Bei den heißgelaufenen und geschundenen Füßen aber gar nicht so schlecht.

Ein kurzer letzter Abstieg führte dann in den letzten Aufstieg zur Ochsenscharte. Neben der nicht unerheblichen Steigung war hier auch die dünnere Luft schon merklich spürbar. Bereits im Anfang des Aufstiegs konnte man eine Zuschauerin mit Kuhglocke hören, die Lärm für 20 Zuschauer macht. Super, danke dafür!

Von der Ochsenscharte folgte direkt der Einstieg in den „Downhill“, der zuerst durch Blockhalden und Schneefelder gekennzeichnet war. Da es vor den Schneefeldern kein Schild „Caution! Slippery when wet!“ gegeben hat, hätte ich mich fast auf die Backe gelegt. Und das hat dann auch noch der Sportograf gerade fotografiert…

Weiter ging es dann durch Almwiesen, in denen man höllisch aufpassen muss, nicht auf Grasfrasen umzuknicken oder von einem Murmeltierloch verschluckt zu werden. Schließlich kamen wir dann zu einer Forststraße, die mit gefühlten 50% Gefälle ins Tal stürzte. Die Nervenenden, die an meiner Oberschenkelmuskulatur anliegen, signalisierten: „Stop! Überlast! Notaus!“… ;o) Ich habe die Warnung ignoriert und bin einfach weitergelaufen. Ein paar Schimpfworte habe ich der Forststraße aber schon gegeben…

Mit erreichen des letzten Verpflegungspunkts konnten wir dann durchs Tal auf den 8 km lagen Zielsprint gehen (O-Ton vom Briefing)… ;o) Sehr zermürbend, da leicht bergauf und nicht enden wollend.

Irgendwann dann die Erlösung: Ein Zuschauer, der meinen leidenden Blick sah rief mir zu: „Gib nochmal alles! Nur noch 200 Meter!“. Und tatsächlich, direkt hinter einer Häuserecke stand der Zielbogen. Mit einem ordentlichen Spurt kam ich nach 7:02 h in Samnaun an!

Was für eine tolle Veranstaltung! Eine Riesenlob an Plan-B für die durchweg super Organisation! Mir fällt NICHTS ein, was ich als konstruktive Kritik nennen könnte und ich habe mich an allen Tagen total wohl gefühlt. Außerdem ein Dank an Christoph und sein Team von Vivalpin, für die Auswahl und Markierung der Strecken. Eure Smilies haben mir manchmal tatsächlich ein Grinsen ins Gesicht getrieben…

Durch die Streckenänderung waren es 152,1 km mit 9.376 Höhenmetern im Aufstieg. Bei mir hat das zu einem Energieverbrauch von 20.634 kcal geführt… Alle drei Werte sind für vier Tage neue Maximalwerte für mich. Von 350 Teilnemern kamen übrigens 290 in Samnaun an.

Erkenntnis: Ein trainierter Körper ist zu Leistungen fähig, die ich nicht für möglich gehalten hätte.

In den nächsten Tagen gibt es hier noch einen Gesamtüberblick über die 4-Trails und ein paar Hinweise zur Ausrüstung und was ich anders machen würde.

Hoffe ihr hattet Spaß mit den Live-Bildern und den Berichten!

In diesem Sinne

Sebastian

Nachtrag: Die Busfahrt von Samnaun nach Garmisch dauerte 2 1/4 Stunden. Danach brauchte ich dank einiger Staus mit dem Auto noch 7 Stunden um zurück nach Herscheid zu kommen. Erkenntnis des Tages: Ich gehe viel lieber 7 Stunden laufen als 7 Stunden Auto zu fahren… Mmhhh. Wie viele Etappen wären es eigentlich von Garmisch nach Herscheid?! ;o)

Nachfolgend die Bilder der vierten Etappe! Noch ohne Kommentar, also einfach genießen!

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