Schön, schöner, Tschirgant!
Heute führte uns die 2. Etappe der 4-Trails von Ehrwald nach Imst. Aber nicht durchs Tal, sondern über das Marienbergjoch, dann wieder hinab ins Tal, um dann den Gipfelgrat des Tschirgant zu erklimmen. Eigentlich sollte es statt über das Marienbergjoch über die Grünsteinscharte gehen, was zweifelsohne noch reizvoller gewesen wäre, aber ein Felssturz hat dort zu einer behördlichen Sperrung geführt. Sicherheit geht vor! Somit war die Etappe etwas „flacher“ und kürzer: 2200 HM im Aufstieg und 39 km Distanz.
Start war um 7:00 Uhr. Entsprechend habe ich bereits um 4:45 geduscht, mein Frühstück als Lunch-Paket im Zimmer gefuttert und mich gegen 6:20 Uhr Richtung Start begeben. Pünktlich um sieben Uhr ging es los.
Ein paar Kilometer waren uns durch ein leicht profiliertes Gelände zum einrollen gegönnt, dann führte die Strecke scharf links hoch über Trails parallel zur Skipiste oder direkt über die Skipisten. Hatte ich schon erwähnt, dass ich Skipisten hasse?! Das geht steigungsmäßig gar nicht… Aus Läufern wurden Speed-Hiker und wir schnauften zum Marienbergjoch hinauf.
Auf der anderen Seite des Jochs führte uns ein super Trail hinab ins Tal. Hier passte alles: Anspruchsvoll, abernicht zu anspruchsvoll, angenehmes Gefälle. Folge: Dauergrinsen von ganz links nach ganz rechts… :o)
Im Tal ging es nochmal ausgiebig an die zweite Verpflegungstation. Ab hier kam nämlich für 15 km nichts mehr. Hochalpines Gelände eben. Melonen sind übrigens mein neues Verpflegungstations-Highlight!
Dann kam der Hammer. Der erste Teilaufstieg zum Tschirgant. Unglaublich steil und unglaublich lang. Wenn man als Läufer/Speedhiker über 20 min/km braucht und dabei völlig am Anschlag ist, sagt das vermutlich alles.
Zwischendurch immer wieder der Blick auf die Uhr: Wieviele Höhenmeter fehlen noch? Wenn man schon ganz schön platt ist und es fehlen noch 800 Höhenmeter, dann ist das ganz schön ernüchternd…
Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, mündete der steile Trail auf einen Wirtschaftsweg, um dann parallel zum Hang in einen weiteren Trail überzugehen. Hier war es wieder herrlich. Super zu laufen, herrliche Ausblicke ins Tal.
Langsam lichteten sich die Bäume und wurden durch ein pinienähnliches Buschgewächs abgelöst. Aus Läufern waren zwischenzeitlich wieder Speedhiker geworden. Laufen? Null, wenn nicht Obernull Chance…
Links und rechts konnte man immer wieder super ins Tal hinunterschauen. Belohnung für die Strapaze! Mein Trinkrucksack machte mir langsam Sorgen, da sich die Trinkblase schon relativ leer anfühlte und es noch locker 6-7 km zur nächsten Verpflegung waren. Also: Rationieren.
Schließlich kam „die Wand“. Der letzte Anstieg zum eigentlichen Gipfelgrat. Brutal steil. Und dann die ganze Zeit die Sonne, die einem einheizte. Heftig. Über den Grat ging es dann zum eigentlichen Gipfelanstieg.
Am Gipfelkreuz war Streckenchef Christoph von Vivalpin zugegen, der sich mit seinem Team um Auswahl und Markierung (und vermutlich einiges mehr) kümmert. Großes Lob: Super Arbeit! Auch für den Schluck Wasser aus der Flasche ein herzliches Dankeschön!
Vom Gipfel ging es über eine ausgesetzte Stelle, die schon mehr Klettersteig als Trail war, ein Stück weiter über den Grat. Ganz schön deftig: Klettern, wenn die Oberschenkel kurz vor einem Krampf sind.
Über einen technisch teilweise sehr anspruchsvollen, mitunter auch ziemlich steilen Trail stürzten wir Richtung Imst. Grinsen konnte ich schon nicht mehr: Zu platt, kaum noch Getränke… Aber trotzdem eine supertolle Strecke!
Endlich kam die Verpflegung: Gefühlte drei Liter Wasser, ergänzt um gefühlte 2 kg Melonen und ein paar Becher Cola habe ich verdrückt. Das tat gut!
Anschließend konnte man die letzten 7 km gut Richtung Ziel rollen. Lediglich die letzte Rampe 300 Meter vor dem Ziel, 150 Meter eine steile Böschung hoch, die verzeihe ich dem Streckenchef nicht… ;o)
6:19 h habe ich heute gebraucht, 5.300 kcal verbrannt. Den Kilometerschnitt darf man nicht ausrechnen, da wird es einem, wenn man auch Stadtmarathon läuft, leicht schlecht bei… ;o) Die Hitze war heute durch den frühen Start erträglicher, die Strecke fand ich persönlich nochmal deutlich heftiger. Morgen wird es wahrscheinlich gruselig, so wie sich meine Oberschenkel aktuell anfühlen. Mal schauen, was geht…
Zitat des Tages, das ich auf der Strecke zu hören bekommen habe: „Entweder habe ich die Strapazen vom Transalpine Run vergessen oder die 4-Trails sind einfach noch heftiger“.
Erkenntnisse des Tages:
Der Salomon XA Pro 10+3 ist ein genialer Rucksack. Scheuert nicht, sitzt super und hat für eine solche Veranstaltung eine gute Größe.
Ohne Salztabletten geht gar nichts. Ich schwitze stark und war mehrfach kurz vor Oberschenkelkrämpfen. Eine Weile nach Einnahme einer Tablette wurde das jeweils wieder besser.
Nachfolgend noch die Fotos des Tages. Noch ohne Kommentare. Also: Einfach genießen!
In diesem Sinne aus Imst
Sebastian
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